-
Adrian Meier Redaktor für Gesundheit
Die Hörnerven des Innenohrs vereinen sich hinter der Hörschnecke und dem Gleichgewichtsorgan zum grossen Hörnerv, der gleichzeitig der 8. von 12 Hirnnerven ist. Über den Nerv gelangen elektrische Schallimpulse und Signale des Innenohres ans Gehirn.
Der Hörnerv kommuniziert bipolar, also in beide Richtungen. Die Hirnzentren können folglich auch Informationen über den Nerv ans Innenohr senden.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau und Funktion Hörnerven
Der Hörnerv besteht zunächst aus zwei Teilen:
- dem Gleichgewichtsnerv: latein Nervus vestibularis
- dem Hörnerv: latein Nervus cochlearis.
Der Nervus vestibularis setzt mit einigen Verzweigungen am Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat) an. Der Nervus cochlearis hat diverse Kontaktpunkte zur Hörschnecke (Cochlea). In Richtung des Gehirns treffen die beiden aufeinander und bilden den 8. Hirnnerv. Im Gehirn trennen sich die beiden wieder. Der Hörnerv sendet die im Ohr empfangenen und umgewandelten akustischen Signale in den auditiven Cortex der Grosshirnrinde (innerhalb des Temporallappens). Erst im auditiven Cortex findet das wirkliche Hören statt. Dort wird Schall zu bewusst wahrnehmbaren Tönen, Geräuschen und Klängen gewandelt. Gleichzeitig findet immer ein Abgleich der Höreindrücke mit gespeicherten Erinnerungen statt. Weitere Wege der Verarbeitung sind emotionale oder auch körperliche Reaktionen auf das Gehörte: z.B. Lachen bei einer lustigen Botschaft oder die Flucht vor sehr lauten Geräuschen.
Der Hörnerv kommuniziert in beide Richtungen. Die Hirnzentren können über den Nerv auch Signale ans Innenohr schicken. Dadurch wird das Innenohr zum Beispiel darauf programmiert, welche Schallarten bevorzugt verarbeitet werden.
Der Gleichgewichtsnerv leitet die Signale in den ältesten Teil des Gehirns: den Hirnstamm. Dort sind die Vestibulariskerne (Nuclei vestibulares) für die weitere Verarbeitung der Signale zuständig. Ein anderer Teil der Informationen wird im Kleinhirn verarbeitet. Alle Einheiten zusammen koordinieren unser Gleichgewicht und unsere Fortbewegung. Blitzschnell werden Bewegungsabläufe eingeleitet, Muskeln aktiviert und deaktiviert.
So wird Schall dank dem Hörnerv für das Hirn lesbar
Am Aussenohr treffen zunächst Schallwellen auf das Ohr. Die bestehen aus minimal verschobenen Luftpartikelchen und Druckunterschieden.
Im Gehörgang werden die Wellen gebündelt, bevor sie das Trommelfell in Schwingung versetzten. Die Schwingung trifft schliesslich auf die Gehörknöchelchen (Amboss, Hammer und Steigbügel). Am Ende dieser Hebelkette klopft der Steigbügel gegen eine weitere Membran: das ovale Fenster am Fuss der Hörschnecke. Bis hierher wurden die Schallwellen mechanisch um das 22-fache verstärkt.
Durch die Vibrationen des ovalen Fensters geraten Flüssigkeiten im inneren der Hörschnecke in Bewegung. In diese Flüssigkeit ragen rund 15’000 mit feinsten Härchen ausgestattete Hör-Sinneszellen (Zilien) hinein. Bewegen und knicken sich diese Haarzellen, ändert sich deren elektrische Ladung minimal. Diese winzigen Impulse stellen die Umwandlung von mechanischem Schall in elektrische Impulse dar. Registriert werden die Ladungsänderungen vom Corti-Organ, das mit zahlreichen Neuronen des Hörnervs verbunden ist. Erste Sammelstellen sind knotenartigen Ansammlungen feinster Hörnerven. Schliesslich fliessen alle Teilinformationen gebündelt über den grossen Hörnerv ins Hirn, wo sie vom auditiven Cortex verarbeitet werden. Diese Prozesse laufen rund um die Uhr (das Gehör schläft nie) in Bruchteilen von Sekunden ab.
Störungen und Krankheiten der Hörnerven
Hinter der Hörschnecke (retrocochleär), können sich Tumore aus den Schwann-Zellen des VIII Hirnnervs bilden. Der 8. Hirnnerv (Nervus vestibulocochlearis) besteht aus Hör- und Gleichgewichtsnerv. Er ist Zuständig für die Weiterleitung der Informationen der Hörschnecke und dem Gleichgewichtsorgan an das Hirn und besteht aus sensorischen Fasern.
Diverse Arten von Geschwulsten an den Hörnerven, können Tinnitus auslösen (Akustikusneurinom oder Vestibularisschwannom) oder das allgemeine Hörvermögen verschlechtern.
Symptome:
- Einseitiger Hörverlust
- Hörsturz
- Tinnitus
- Seltener akuter Schwindel
- Seltene Gleichgewichtsstörungen
Diagnose:
- Hirnstammaudiometrie (BERA = brainstem evoked response audiometry)
- Kernspintomographie
Therapie:
- Operative Entfernung (danach meist Taub auf dieser Seite)
Schlaganfälle, Entzündungen, Verkalkungen oder auch Demenz können diverse Sinneszentren im Gehirn ganz oder teilweise deaktivieren. Insgesamt sind direkte Erkrankungen der Gehörnerven aber eher selten. Bei Symptomen sollten Sie unbedingt einen Termin für eine Untersuchung bei einem Ohrenarzt vereinbaren. Dieser ist spezialisiert und macht falls nötig diagnostische Tests wie MRT usw.