Aussenohr
Michael Ronner
Michael Ronner Experte für Technik & Hörakustik

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Im Wesentlichen besteht das Aussenohr (lat. Auris externa) aus der Ohrmuschel, dem Gehörgang und dem Trommelfell. Der äusserste Teil des Gehörs fängt Schallwellen ein, bündelt sie und leitet sie in Form von Schwingungen durch die Trommelfell-Membran an das Mittelohr weiter.

Das Aussenohr liegt am Schädelknochen am äusseren Gehörgang (porus acusticus externus). Das Ohr liegt bis auf die Ohrmuschel und den knorpeligen Anteil des Gehörgangs, vollständig eingebettet im Schläfenbein (os temporale).

 

Aussenohr - Der äusserste Teil des Gehörs

Das Aussenohr bezeichnet man medizinisch als Auris externa. Diesen Teil des Gehörs kommt bei allen Menschen und Säugetieren vor. Die Auris externa entstand entwicklungsgeschichtlich aus dem ersten Kiemenbogen sowie drei Kiemenhöckern von Meereslebewesen. Die drei Hauptbestandteile sind:

 

Pränatale Entwicklung und Aufbau des Aussenohrs

Die Ohrmuschel entsteht aus gesamt 6 Ohrmuschelhöckern (Aurikularhöckern), welche im Bereich vom ersten und zweiten Kiemenbogen sitzen. Ab der 20igsten Woche sind alle Teile der Ohrmuschel angelegt.

Das äussere Ohr kann dann im Ultraschall erkannt und zur Altersbestimmung verwendet werden. Der äussere Gehörgang entsteht in der 4en Woche aus der ersten Kiemenfurche. In der 8en Woche dann, ist ein dreischichtiger Aufbau des Trommelfells nachweisbar. Ab der 24igsten Woche entspricht die Trommelfelldicke derjenigen, eines Neugeborenen.

Das menschliche Aussenohr besteht u.a. aus der sichtbaren Ohrmuschel.

Das menschliche Aussenohr besteht u.a. aus der sichtbaren Ohrmuschel.

 

Der äussere Gehörgang (meatus acusticus externus)

Der sichtbare Bereich des äusseren Ohres besteht aus der Ohrmuschel (auricula), welchem sich der äussere Gehörgang (meatus acusticus externus) anschliesst.

Der äussere Gehörgang ist bei Erwachsenen Menschen rund 2-3 cm lang. Er ist rund 8-11 mm breit und 5-8 mm hoch. Meist ist er S-förmig gebogen und verfügt über zwei Knicke. Er bildet die Verbindung von der Aussenwelt zu Mittelohr und Innenohr, welche gut geschützt im Schädel-Innern liegen.

Das vordere Drittel des Gehörgangs wird als knorpeliger Gehörgang bezeichnet, da unter einer relativ dicken Hautschicht (1,5 – 2,0 mm) ein knorpeliges Grundgerüst aus elastischem Knorpel liegt.

Die hinteren zwei Drittel des Gehörgangs werden als knöcherner Gehörgang bezeichnet, da unter der dünnen Hautschicht (0,1 – 0,15 mm) der Knochen liegt.

Der Übergang vom knorpeligen zum knöchernen Gehörgang wird «isthmus meatus acustici» genannt.

Der knorpelige Gehörgang ist mit zahlreichen Haaren, Cerumendrüsen und Talgdrüsen ausgestattet. Die rund 2000 Cerumen-Drüsen stellen spezialisierte Schweissdrüsen dar, welche dünnes Cerumen produzieren. Die Talgdrüsen sondern ein öliges Sekret ab. Zusammen vermischt mit Hautresten ergibt das, bräunliches Ohrenschmalz.

Der knöcherne Gehörgang weist keine Haare und Drüsen auf, denn die Haut ist direkt am Knochen befestigt und muss sich ständig regenerieren. Die oberste Hornschicht muss kontinuierlich in einem Selbstreinigungsprozess vom Trommelfell in Richtung knorpeliger Gehörgang verschoben werden, um nicht zu verstopfen. Die abgestorbenen Epithelzellen werden dort vom Cerumen weiter in Richtung Gehörgangsöffnung abtransportiert.

Die Aufgabe vom Cerumen im Gehörgang ist der Selbstreinigungsprozess und eine Schutzbarriere gegen Insekten.

 

Funktion Aussenohr

Die Funktion des Gehörgangs ist es, die Schallwellen zum Trommelfell weiterzuleiten. Zudem wirkt er als Resonanz-Raum. Die Resonanzfrequenz bei 2500 Hz (Einheit Hertz) erreicht ungefähr eine Verstärkung von 20 dB (Einheit Dezibel).

Die Funktion der Ohrmuschel ist wie ein Trichter und dient primär der Bündelung des Schalls. Vor allem der hochfrequente Anteil des Hörschalls. die Resonanz-Frequenz der Ohrmuschel (Conchae) liegt bei etwa 5 kHz (Einheit Hertz). Zudem hilft die Ohrmuschel, Wind-Geräusche zu unterdrücken.

 

Anatomie und Struktur der Ohrmuschel

Die rund 6 cm lange und 3 cm breite Ohrmuschel bei erwachsenen Menschen, bildet einen Winkel von 15 – 30 Grad zum Kopf. Die Ohrmuschel setzt sich aus einem Knorpelgerüst (cartilago auriculae) und einer überdeckenden Haut, sowie einer geringen Unterhautfettschicht zusammen. Das Ohrläppchen wird ohne Knorpel, nur aus Haut und Fettgewebe gebildet. Am Knorpelgerüst liegen aurikulär und retroaurikulär Muskeln an, welche aber beim Menschen in der Evolution funktionslos geworden sind. Bei Tieren hingegen, vor allem Fluchttiere wie Pferde, helfen diese die Ohrmuschel zu Schallquellen auszurichten. Arterien, Venen und Nerven versorgen die Ohrmuschel.

Anatomische Strukturen der Ohrmuschel:

  1. Helix
  2. Anthelix
  3. Fossa triangularis
  4. Scapha
  5. Cymba conchae
  6. Cavum conchae
  7. Crus helicis
  8. Tragus
  9. Incisura intertragica
  10. Antitragus
  11. Meatus acusticus externus (äusserer Gehörgang)
  12. Lobulus auriculae (Ohrläppchen)

Die Ohrmuschel des Aussenohrs besteht aus verschiedenen anatomischen Strukturen.

Die Ohrmuschel des Aussenohrs besteht aus verschiedenen anatomischen Strukturen.

 

 

Die Ohrmuschel – so individuell wie ein Fingerabdruck

Tatsächlich ist der äussere Ohrknorpel mit dem Ohrläppchen eines unserer markantesten Körperteile. Es gibt grosse Ohren, kleine, zarte, lange und kurze.

Menschen tragen seit tausenden Jahren besonders gerne auffälligen Schmuck, wie Ohrringe an diesem wichtigen Körperteil. Der neueste Trend sind filigrane Ohr Tattoos, wie zum Beispiel Helix-Tattoos.

Die Helix ist der äussere und obere wulstartige Rand. Als Antihelix bezeichnet man den zweiten, inneren Wulst. Das Läppchen, das direkt am Kopf anliegt und den Gehöreingang abdeckt, ist der Tragus.

Die äussere Form und die Ausführung der Gehörwindungen sind akustische Meisterwerke. Die Ohrform ist bei jedem Menschen einzigartig.

 

Der Gehörgang – mechanische Schallleitung

Von der Muschel wird Schall in vollkommener Art wie mit einem Trichter eingefangen und ins Innere des Ohrs weitergeleitet. Durch die Art, wie Schallwellen auf das Aussenohr gelangen, kann unser Instinkt sogar blitzschnell registrieren, in welcher Richtung sich die Schallquelle befand. Richtungshören war in der Evolution wichtig für die Jagd und ist heute noch immer wichtig, um zu hören ob und von wo z.B. ein Auto herkommt.

Im Hörgang wird der Schall gebündelt und trifft dann auf die feine Trommelfell-Membran.

In diesem Ohrabschnitt liegen die Ohrschmalzdrüsen. Sie sondern ein bitteres Sekret ab, das den Gang feucht und hygienisch sauber hält. Zudem schützt der Geruch vor dem Eindringen von Insekten usw. Bei bestimmten Erkrankungen oder Störungen bildet sich zu viel Ohrschmalz. In extremen Fällen kann der das Ohr verstopfen und zu Hörproblemen und temporärer Schwerhörigkeit führen.

Trotz dieser möglichen Probleme sollte dieses sensible Körperteil nur selten und mässig gereinigt werden. Das Innere ist normalerweise ein sich selbst reinigendes System.

 

Das Trommelfell – die Grenze zum Mittelohr

Diese feine Membran trennt das Aussenohr vom Mittelohr. Ist sie heil, kommen keine Luft und kein Schmutz von aussen an dieser Grenze vorbei.

Treffen die Schallwellen auf die Trommelfell-Membran wird sie in mechanische Schwingungen versetzt. Im Mittelohr werden diese Schwingungen durch Bewegungen der Gehörknöchelchen (Hammer-Amboss-Steigbügel) weitergegeben.

 

Erkrankungen, Verletzungen sowie Ursachen Aussenohr

Das äussere Ohr ist wegen der exponierten Lage besonders vor Umwelteinflüssen gefährdet. Vor allem Ohrmuschelverletzungen wie Othämatom (Blutergüsse) und schmerzhafte Entzündungen (Perichondritis) kommen relativ häufig vor. Embryologische Fehlbildungen (Dysplasie) am Aussenohr kommen auch häufig vor. Aber auch Gehörgangsentzündungen, (otitis externa diffusa) kommen häufig vor, wobei Tumore des Gehörgangs eher selten sind.

Verletzungen äusseres Ohr:

  • Angeborene Ohrmissbildungen
  • Auricularanhänge
  • Ohrfisteln
  • Dysplasie (Mikrotie & Anotie)
  • Ohrmuschelverletzungen
  • Abstehende Ohren (Segelohren – apostasis otum, auricula distensa)
  • Othämatom (Ringerohren)
  • Erfrierungen
  • Verbrennungen (Sonnenbrand)

Erkrankungen äusserer Gehörgang:

  • Gehörgangstenose
  • Gehörgangsatresie (atresia auris congenita)
  • Exostosen
  • Cerumen (Ohrenschmalz)
  • Gehörgangsfremdkörper

Entzündungen Ohrmuschel und Gehörgang:

  • Dermatitis Ohrmuschel
  • Ekzeme Ohrmuschel
  • Perichondritis Ohrmuschel
  • Erysipel Ohrmuschel (Gesichtsrose)
  • Herpes zoster oticus (Gürtelrose)
  • Gehörgangsfurunkel (otitis externa circumskripta)
  • Aussenohrentzündung (otitis externa diffusa)
  • Knochenentzündung Schläfenbein (otitis externa necroticans – osteomyelitis – maligne otitis externa)
  • Pilzerkrankungen (Gehörgangsmykose)
  • Grippeotitis (otitis externa bullosa)

Tumore Aussenohr:

  • Basaliom
  • Plattenepithelkarzinom (Spinaliom)
  • Malignes Melanom
 

Interessante Fakten rund um das Aussenohr

Auf den äussersten Teil des Gehörs treffen fünfmal mehr Sinnesreize pro Sekunde als auf unsere Augen.

Das Gehör ist zudem im Dauereinsatz. Während die Augen und andere Sinne nachts ruhen, schläft unser Hörsinn nicht. Dies hilft bei der Abwehr und Flucht vor Eindringlingen und bei der Schutzfunktion eines schreienden Babys im Schlaf.

Wir können niemals alle Schallwellen, die uns erreichen, bewusst hören. Wahrscheinlich würden wir unter der Hörlast sofort zugrunde gehen. Vielmehr bildet das Gehör unter der Leitung der Hörzentren im Gehirn bestimmte Wahrnehmungspräferenzen aus. Diese entscheiden welche Höreindrücke wir bewusst zu hören bekommen. Ist diese Wahrnehmung gestört, sprachen wir von einer Misophonie.

Hat das Gehör im Test die Wahl, zeigt es immer eine Präferenz für schöne Klänge wie Naturgeräusche, sanfte Musik oder die Stimmen von geliebten Menschen.

Das Aussenohr dient Mensch und Tier zum Einfangen von Schallwellen.

Das Aussenohr dient Mensch und Tier zum Einfangen von Schallwellen.

FAQ - Fragen zum Aussenohr:

 

Was gehört alles zum Aussenohr?

Zum Aussenohr gehören Ohrmuschel, Gehörgang und Trommelfell. Das äussere Ohr besteht aus der rund 6 cm langen und 3 cm breiten sichtbaren Ohrmuschel, welche im Winkel von 15° – 30° Grad vom Kopf absteht. Während die Ohrmuschel aus einem Knorpelgerüst (cartilago auriculae) besteht, ist das Ohrläppchen nur aus Haut und Fettgewebe.

 

Was ist das Aussenohr?

Das Aussenohr ist ein Organ, welches aus Ohrmuschel, Gehörgang und Trommelfell besteht, wovon das Trommelfell bereits zum Mittelohr zählt. Das äussere Ohr ist Teil des Hörorgans und hat die Funktion, Schallwellen aus Tönen, Klängen und Geräuschen aufzunehmen und an das Mittelohr weiterzuleiten.

 

Welche Aufgabe hat das Aussenohr?

Das Aussenohr hat die Aufgabe, Schallwellen über die Ohrmuschel aufzunehmen, zu bündeln und an das Mittelohr weiterzuleiten. Der Gehörgang wirkt als Resonanzraum, welcher Töne verstärkt und ans Trommelfell weiterleitet. Zudem hilft die Ohrmuschel, Wind-Geräusche zu unterdrücken und das Ohrenschmalz (Cerumen) im äusseren Gehörgang hat die Funktion, abgestorbene Hautschüppchen abzutransportieren und mit seinem Geschmack Insekten abzuwehren.