Ohrenstäbchen
Adrian Meier
Adrian Meier Redaktor für Gesundheit

« Zurück zur Blog-Übersicht

Ohrenstäbchen, auch als Q-tips oder Wattestäbchen bezeichnete Reinigungswerkzeuge, dienen der Ohrreinigung. Ohrenstäbchen sind ein simples Patent, in der Mitte ein Stäbchen und links und rechts ein Wattebausch zum Reinigen und Trocknen unserer Ohrmuschel und des Gehörgangs vor Schmutz, Ohrenschmalz, Wasser, Blut usw.

Ohrenstäbchen zur Ohrreinigung wurden vor etwa 100 Jahren von einem US-amerikanischen Erfinder entwickelt. Zunächst waren die Stäbchen aus echter Baumwollwatte und Buchenholz gefertigt. Heute sind Ohrenstäbchen zumeist aus Plastik hergestellte Massenware. Doch es gibt einen Trend zurück zum echten Holzstäbchen oder Karton-Stiel, vor allem weil der Plastik wegen des Umweltschutzes immer mehr verboten wird und es gute und nachhaltige Alternativen gibt. Das Ohrenstäbchen hat also nach über hundert Jahren noch lange nicht ausgedient.

 

Ohrenstäbchen – ein Millionengeschäft

Der Amerikaner Leo Gerstenzang hat im Jahr 1920 eine Frau beobachtet, die Watte um ein Holzstäbchen wickelte und die Ohren ihres Babys damit ausputzte. Die Idee war gut, doch die Ausführung gefährlich: Die Watte rutschte beim Putzen nämlich immer wieder vom Zahnstocher herunter und Zahnstocher sind spitz. Gerstenzwang hatte eine erfolgreiche Geschäftsidee. Er wusste, dass das Produkt ein Erfolg werden würde, wenn es ihm gelänge, die Watte fest an ein Stäbchen zu binden. Nur drei Jahre später liess sich der Erfinder eine Maschine patentieren, die Watte so fest um ein Stäbchen wickelte, dass sie ohne Kleber hielt. Das Produkt brachte Gerstenzwang 1925 unter dem Namen „Baby Gays“ auf den Markt. Etwas später benannte er seine Erfindung in „Quality-tips“ um, woraus schliesslich „Q-tips“ wurde. Im englischsprachigen Raum ist Q-tips ein festes Synonym für Ohrenstäbchen und auch bei uns ist der Begriff inzwischen geläufig.

Heute sind Ohrenstäbchen nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Millionenfach verkauft und verbraucht jeden Tag, sind diese Allzweckhelfer äusserst beliebt. Sie finden Anwendung in der Kosmetik, der Medizin, ja sogar kunstvolle Bilder werden damit gemacht. Ob beim abschminken oder beim Ohren reinigen von Mensch und Tier, beim Wunden desinfizieren und vielem mehr, Qtips sind ohne Frage eine tolle Erfindung.

 

Nachhaltige Ohrenstäbchen

Mit dem Aufkommen der Kunststoffe wurden Q-tips zunehmend aus Plastik gefertigt. Die Watte ist heute auch oft künstlich und besteht aus Viskosefasern oder Polyester. Kritiker führen immer wieder an, dass durch die Kunststoffe winzige Mikro-Plastik-Fasern im Gehörgang und auf der Haut zurückbleiben können. Anfangs dachte man, dass elastischer Kunststoff resistenter und praktischer als Holzstäbchen sei. Vor allem war Plastik natürlich billiger, wodurch Ohrenstäbchen zu einem sehr günstigen Massen- und Wegwerfprodukt geworden sind.

Ohrenstäbchen mit Plastikstiel sind verboten - heutige Qtips sind aus nachhaltigen Materialien.

Ohrenstäbchen mit Plastikstiel sind verboten - heutige Qtips sind aus nachhaltigen Materialien.

Genau hier liegt heute ein weiteres Problem von Wattestäbchen: Sie werden viel zu häufig verwendet und gehören zu den Plastikkleinteilen, die als umweltgefährdend eingestuft werden. Sie landen in den Abwässer Kanälen, Kläranlagen, den Flüssen und Seen, in den Meeren und Ozeanen und in der Erde. Plastik oder Mikroplastik benötigt unzählige Jahre um sich zu zersetzen und landet im Kreislauf über Tiere wie Fische, Trinkwasser oder andere Nahrungsmittel im Menschlichen Körper. Gut möglich, dass die Plastikstäbchen in der Schweiz bald verboten werden. Die EU hat bereits eine Verordnung für die schrittweise Umstellung auf Naturstäbchen erlassen. Die Stäbchen würden dann im ersten Moment wieder ein wenig teurer werden und sicher gingen Verbraucher dann auch wieder sparsamer mit ihnen um. Vor allem aber schonen wir mit diesem längst notwenigen Schritt unsere Umwelt und dies mit einer nachhaltigen, Umweltfreundlicheren, aber ebenso effizienten Ohrstäbchen Variante.

 

Vorsicht bei Anwendung Ohrenstäbchen

Immer wieder warnen Mediziner vor einer übertriebenen Reinigung der Ohren. Neben den Kunstfasern, die durch Abrieb im Gehörgang verbleiben können, ist vor allem zu heftiges Putzen problematisch. Manche Menschen stecken sich die Stäbchen so tief in den Gehörgang, dass sie sich die dünne Gehörgangshaut oder das Trommelfell verletzen. Der Gehörgang ist ein sensibles System, dass sich normalerweise selbst reinigt. Dazu ist der Ohrenschmalz, auch Cerumen genannt da. Der wird von Talg-Drüsen gebildet. Auf seinem Weg vom inneren Teil des Aussenohres zur Ohrmuschel sammelt der Schmalz abgestorbene Hautschuppen, Staub, Blut, Dreck und kleinere Fremdkörper ein und transportiert sie nach draussen. Wer seine Ohren reinigen und pflegen möchte, muss also nur den Schmalz am Eingang zum Gehörgang abnehmen. Das geschieht mit sachten Drehbewegungen und leichter Reibung des Ohrenstäbchens. Wird das Stäbchen dagegen weit hinein geschoben, können Schmalz und Schmutz erst recht noch tiefer in den Gehörgang gelangen und schlimmstenfalls einen Ohrpfropf bilden. Wer besonders viel Schmalz im Ohr hat, kann einmal täglich sachte reinigen. Ansonsten reicht die Reinigung bei Bedarf.

 

FAQ Ohrenstäbchen

Wie gefährlich sind Ohrenstäbchen?
Ohrenstäbchen sind nicht gefährlich, bei korrekter Anwendung. Es gilt einzig Vorsicht beim Reinigen des Gehörgangs vor Ohrenschmalz mit Q-Tips®, nicht dass das Trommelfell verletzt oder durchstossen wird. Ein Loch im Trommelfell muss unbedingt von einem Ohrenarzt behandelt werden. Tipp: Ohrenstäbchen-Stiel kürzer 2cm halten, denn der Gehörgang ist bei Erwachsenen 2-3cm lang (bei Kindern kürzer). Behelfsmittel wie Streichhölzer, Zahnstocher oder Haarnadeln sind gefährlich und zur Reinigung der Ohren ungeeignet warnen HNO-Ärzte.

Was nehmen statt Ohrenstäbchen?
Statt Ohrenstäbchen kann ein Waschlappen, Kosmetiktuch oder eine lauwarme Duschbrause zur Reinigung verwendet werden. Alternativ kann anstelle eines Q-Tips® auch ein Ohrenspray aus der Apotheke zum Einsatz kommen. Bei starker Ohrenschmalzproduktion oder einem Ohrpfropf ist der Gang zur Ohrspülung beim Hausarzt oder Ohrenarzt empfohlen.