-
Michael Ronner Experte für Technik & Hörakustik
Die Ohrmuschel ist aus Knorpelgewebe ausgebildet und mit Haut überzogen. Dieser äussere Teil des Ohres, dient als Schalltrichter und ist für ein räumliches Hören an beiden Seiten des Kopfs befestigt.
Die Ohrmuschel (Auricula auris) ist nicht umsonst an jeder Seite unseres Kopfes befestigt, sondern dient durch ihre Platzierung und ihrer Form einigen Funktionen des Hörens. Durch die trichterähnliche Form der Ohrmuschel können Schallquellen lokalisiert und gebündelt werden. Sie ist also ein wichtiger Bestandteil einer natürlichen Richtwirkung und der Aufnahme des Schalls.
Anatomie der Ohrmuschel
Die ca. 6cm lange und 3cm breite Ohrmuschel bildet zum Kopf einen Winkel von 15-30 Grad. Die Ohrmuschel gehört zum Aussenohr und setzt sich aus einer überdeckenden Haut mit einem individuellen form- und haltgebenden Knorpelgerüst zusammen.
Das Ohrläppchen wird ohne Knorpel, nur aus Haut und Fettgewebe gebildet. Der eigentliche Hauptteil unserer Ohrmuschel, der Hohlraum (Concha) läuft schüsselförmig zum Gehörgang hin. Wir besitzen auch Muskeln, die hinter und innerhalb der Ohrmuschel liegen, weshalb manche Menschen noch mit den Ohren wackeln können; mehr Funktionen besitzen diese Muskeln jedoch nicht mehr.
Die Ohrmuschel ist ein aus Knorpelgewebe ausgebildeter Schalltrichter.
Funktionen der Ohrmuschel
Wie anfangs bereits erwähnt, wirkt unsere Ohrmuschel wie ein Trichter und dient in erster Linie der Bündelung des Schalls respektive der Schallwellen. Dies betrifft vor allem den hochfrequenten Anteil des Schalls. Die Resonanzfrequenz (die maximale Verstärkung einer Frequenz) der Concha liegt bei ca. 5 kHz.
Die Ohrmuschel hilft zudem aufgrund ihrer natürlichen Form, Windgeräusche zu unterdrücken.
Missbildungen & Krankheiten der Ohrmuschel
Das äussere Ohr ist durch seinen unmittelbaren Kontakt mit unserer Umwelt besonders gefährdet. Deshalb sind Verletzungen der Ohrmuschel wie z.B. ein Othämatom (Bluterguss der Ohrmuschel) relativ häufig.
Aufgrund der komplizierten embryologischen Entwicklung können auch angeborene Fehlbildungen verschiedenen Ausmasses entstehen, die als Dysplasien bezeichnet werden.
Angeborene Veränderungen:
Durch die komplexe Entwicklung unserer Ohrmuschel im Mutterleib, die anfänglich aus 6 Ohrhöckern entsteht, macht das Ohr nicht nur unverwechselbar wie ein Fingerabdruck, sondern wird eben auch in den Missbildungen (Dysplasien) erkennbar:
Dysplasie 1. Grades
Meist keine funktionellen Einschränkungen, mehr kosmetische Normwerte.
- Abstehende Ohrmuschel (>30° zwischen Ohr und Kopf)
- Makrotie (stark vergrösserte Ohrmuschel, Elefantenohren)
- Tassenohr/Klappohr (oberer Teil der Ohrmuschel hängt über)
Dysplasie 2. Grades
Es sind noch einige Strukturen einer normalen Ohrmuschel vorhanden.
- Schwere Tassenohrdeformitäten
- Mikrotie (stark verkleinerte Ohrmuschel)
Dysplasie 3. Grades
Es sind keine Strukturen einer normalen Ohrmuschel mehr erkennbar, häufig weitere Fehlbildungen vorhanden wie z.B. Atresie (kein Gehörgang vorhanden), Mittelohr Missbildungen und Nervenschäden.
- Anotie (Fehlen der Ohrmuschel)
- Stark ausgeprägte Mikrotie
Weitere Verletzungen und Krankheiten:
- Othämatom (Ringerohr)
- Biss-, Stich-, Abrissverletzungen
- Verbrennungen und Erfrierungen der Ohrmuschel Grad 1-3
- Tumore (meist Plattenepithelkarzinom, Hautkrebs)
Ohrmuschel & Hörgeräte
Für die Halterung und Abdichtung eines Hörgerätes im Gehörgang bzw. in der Concha, ist es wichtig, die Ohrmuschel in seiner Form und Ausprägung anzuschauen und anhand dieser die geeignete Ankopplung bei einem Hörgerät zu wählen. Auch die Hautoberfläche und das Gewebe ist entscheidend, welches Material man für eine Otoplastik wählt.
Bei Fehlen der Ohrmuschel und dem Gehörgang, ist meist das Innenohr jedoch noch normal ausgebildet, so dass bei einer beidseitigen Atresie eine frühzeitige Versorgung in den ersten Lebensmonaten mit einem Knochenleitungsgerät (BAHA) durchgeführt wird.