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Adrian Meier Redaktor für Gesundheit
Nach einem Tauchgang oder einer Flugreise kommt es manchmal zu einer Schädigung des Ohres durch den Druckunterschied - dem sogenannten Barotrauma. Symptome sind meist ein dumpfes Gefühl und eine Einschränkung des Hörvermögens. In vielen Fällen klingen die Beschwerden von selbst wieder ab, bei schwereren Druckverletzungen kann aber auch eine Therapie nötig sein und ist ein Termin beim Ohrenarzt angezeigt.
Barotaumata sind Druckverletzungen und wie es der Name beinhaltet Verletzungen. Diese können nicht nur das Ohr, sondern auch andere Körperteile betreffen und müssen bei Schädigung von einem Arzt behandelt werden. Im Fall von schmerzhaftem Ohrendruck ist der Weg zum Hals-Nasen Ohrenarzt empfohlen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Barotrauma?
Der Begriff Barotrauma bezeichnet alle Schädigungen im menschlichen Körper, die durch eine physikalische Druckveränderung entstehen. Von Traumen oder Traumata können prinzipiell alle Hohlräume des Körpers betroffen sein, die mit einem Gas gefüllt sind. Am häufigsten ist das Barotrauma des Ohres. Doch auch die Lunge, die Nasennebenhöhlen, die Zähne (Karieshöhle) oder das Auge können eine Schädigung durch Druckveränderungen davontragen.
Barotrauma im menschlichen Ohr
Je nachdem, welcher Teil des Ohres betroffen ist, werden unterschiedliche Formen des Barotraumas unterschieden. In der Regel ist das Mittelohr als luftgefüllter Raum von dem Trauma tangiert. Je nach Ausmass der Schädigung erstreckt sich das Trauma auch auf Trommelfell, Innenohr und Gehörgang. Das Mittelohr liegt unmittelbar hinter dem Trommelfell und wird durch dieses vom äusseren Gehörgang getrennt. Durch ein dünnes Knochenhäutchen ist das Mittelohr vom dahinterliegenden Innenohr getrennt. Über die sogenannte eustachische Röhre besteht ausserdem eine Verbindung zur Nase.
Nach einem Tauchgang kann es zu einer Schädigung des Ohres durch den Druckunterschied kommen.
Unter normalen Bedingungen kann durch diese Röhre Luft zum Mittelohr hin und zur Nase zurückströmen. So kann ein Druckausgleich für das Mittelohr stattfinden. Denn damit wir Geräusche regelgerecht wahrnehmen können, muss der Druck auf beiden Seiten des Trommelfells ungefähr ausgeglichen sein. Andernfalls wird das Trommelfell durch den Druckunterschied gestört, weil es quasi zu einer Seite gedrückt wird. In der Folge kommt es zu Beschwerden, Hörminderung oder Hörverlust und sogar Verletzungen. All diese Schädigungen infolge eines Druckunterschiedes fallen unter den Begriff Barotrauma.
Ursachen für ein Barotrauma
Es werden verschiedene Arten von Barotraumata unterschieden. Es gibt Druckanstiegsschäden (Überdruck), aber auch Unterdruckschäden. Formen von Druckschäden:
- Tauchen
- Fliegen
- Turmspringen (Kopfsprung ins Wasser)
- Ohrfeigen
- Explosion
- hyperbare Sauerstofftherapie
- Rekompressionsbehandlungen
- Maschinelle Beatmung
- usw.
Wie kommt es zu einem Barotrauma im Mittelohr?
Die häufigste Ursache für ein Barotrauma in den Ohren ist der Flug mit einem Flugzeug. Beim Start ist der Druck im Mittelohr grösser als der Luftdruck ausserhalb des Trommelfells. Das bemerken wir daran, dass es im Ohr häufig knackst, wenn das Flugzeug steigt. Durch den grösseren Luftdruck im Mittelohr selbst aber wird die eustachische Röhre aufgedrückt und bleibt offen. So kann der Druckunterschied in der Regel leicht ausgeglichen werden. Daher verursacht der Start des Fluges seltener Probleme. Anders sieht es aber bei der Landung aus: Hier sind die Druckverhältnisse umgekehrt, der Druck im Mittelohr ist nun geringer als der äussere Luftdruck. Die eustachische Röhre wird nun nicht automatisch offengehalten, weshalb der Druckunterschied nun nur mit Schwierigkeiten ausgeglichen werden kann. Dies macht sich häufig durch ein unwohles Gefühl im Ohr bemerkbar und das Bedürfnis, einen Druckausgleich vorzunehmen.
Die häufigste Ursache für ein Barotrauma in den Ohren ist der Flug mit einem Flugzeug.
Wenn nun die eustachische Röhre ein wenig verengt ist, beispielsweise aus anatomischen Gründen oder aufgrund von einer Erkältung, gelingt der Druckausgleich in dieser Situation nicht. Das Trommelfell wird durch den grossen Druck von aussen nach innen gedrückt. So kann es zu Einblutungen, zu Flüssigkeitsbildung oder sogar zu einem Riss im Trommelfell kommen (Läsion). Wie häufig es bei einem Flug zu einem Barotrauma kommt, hängt von der geflogenen Höhe und von der Beschaffenheit des jeweiligen Ohres ab. Doch auch andere Situationen mit Druckunterschieden können ein Barotrauma verursachen. Tauchen gilt als Auslöser für die gravierendsten Schädigungen, weil die Druckunterschiede deutlich grösser sind als beim Fliegen. Auch beim Tauchen besteht das grösste Risiko für ein Barotrauma beim Sinken (abtauchen), also zu Beginn des Tauchganges. Der Mechanismus ist derselbe: Weil der Umgebungsdruck grösser ist als der Druck im Mittelohr, wird das Trommelfell nach innen gespannt und kann beschädigt werden (Druckanstieg). Reisst das Trommelfell durch diese Dehnung, tritt beim Tauchen anschliessend Wasser durch das Aussenohr in das Mittelohr ein (Wasser im Ohr).
Welche Symptome verursacht ein Barotrauma?
Betroffene empfinden üblicherweise ein dumpfes und taubes Gefühl im Ohr. Häufig tritt eine Einschränkung des Hörvermögens oder ein Tinnitus (Ohrgeräusch) auf. In seltenen Fällen und vor allem bei einem schwerwiegenden Barotrauma in Zusammenhang mit einer Tauchverletzung kann es zu einer sogenannten "Leckage der Perilymphe" kommen. Dabei reisst durch den grossen Druck im Mittelohr das kleine ovale Fenster, das die Verbindung zur Hörschnecke darstellt. Dieser Teil des Innenohres, der auch Cochlea genannt wird, ist vereinfacht gesagt dafür zuständig, den Schall weiterzuleiten und in einen Nervenimpuls umzuwandeln. Dazu sind die Gänge der Hörschnecke mit einer Flüssigkeit gefüllt. Diese "Perilymphe" läuft teilweise aus, wenn das Verbindungshäutchen zum Mittelohr beschädigt wird. In einem solchen Fall kommt es zusätzlich zu den oben genannten Symptomen auch zu Übelkeit, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen.
Therapie bei einem Barotrauma
Ein leichteres Barotrauma im Ohr verschwindet in der Regel nach einiger Zeit von selbst und bedarf keiner speziellen Therapie. Normalerweise lassen die Beschwerden innerhalb von einigen Minuten oder wenigen Stunden wieder nach, wenn die Druckverhältnisse sich wieder normalisiert haben. Um diesen Prozess zu beschleunigen, können abschwellende Nasensprays helfen. Sie befreien nicht nur die Nase, sondern auch die eustachische Röhre und können so den Druckausgleich unterstützen. Bei sehr schweren oder anhaltenden Symptomen ist der Besuch bei einem Hals-Nasen Ohrenarzt empfehlenswert. Dieser kann feststellen, ob im Rahmen des Traumas Verletzungen am Trommelfell oder an anderen Strukturen entstanden sind. Kleinere Risse im Trommelfell heilen in den meisten Fällen von selbst und folgenlos ab. Bei Blutungen oder Ergüssen kann eine Behandlung mit einem Antibiotikum angezeigt sein. Schwere Verletzungen wie zum Beispiel ein gerissenes rundes Fenster müssen unter Umständen operativ behandelt werden.
Wie kann ich einem Trauma vorbeugen?
Vor allem bei Menschen, deren eustachische Röhre verengt ist, liegt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Drucktraumas vor. Dies kann anatomische Gründe haben, viel häufiger liegt aber einfach eine Erkältung oder eine Allergie vor. Daher ist es empfehlenswert, bei einer starken Erkältung oder Heuschnupfen auf Situationen zu verzichten, die mit grossen Druckunterschieden einher gehen. Für Flugreisen ist dies zwar unter Umständen nicht immer möglich, auf einen Tauchgang sollte man mit einer verschnupften Nase aber in jedem Fall verzichten. Lässt eine Reise mit dem Flugzeug sich nicht vermeiden, sollte die Nase im Vorfeld mit einem abschwellenden Nasenspray befreit werden. Bei einer Flugreise kann es sehr hilfreich sein, ein Kaugummi zu kauen. Beim Kauen und Schlucken werden die Muskeln rund um die eustachische Röhre aktiviert, weshalb diese Bewegungen helfen, die Verbindung zwischen Nase und Ohr offen zu halten. So kann der Druckausgleich trotz des grossen Umgebungsdruckes noch stattfinden. Weil gerade beim Tauchsport schwerwiegende Verletzungen drohen, ist hier besondere Vorsicht geboten. Vor allem bei unerfahrenen Tauchern kann es schnell zu solchen Traumata kommen, weil beim Auf- und Absteigen viele Druckschichten in kurzer Zeit durchschritten werden. Anfänger sollten nie allein unter Wasser gehen und immer den Anweisungen des Tauchlehrers folgen.