Dissonanz
Michael Ronner
Michael Ronner Experte für Technik & Hörakustik

« Zurück zur Blog-Übersicht

Ein anderes Wort für Dissonanz ist der „Missklang“. Eine Dissonanz entsteht, wenn zwei oder mehr gleichzeitig erklingende Töne als Klang so verschieden sind, dass sie keine Verbindung zueinander finden. Dissonanzen klingen für unser Gehör folglich schräg, störend und unschön.

Der Begriff «Dissonanz» wird nicht nur in der Musik verwendet, sondern in der Physik, Physiologie, Psychologie, oder Akustik. Kurzum, Dissonanz ist alles was sich voneinander wegbewegt.

 

Dissonanz einfach erklärt – Negative Schwingungen stossen sich ab

Einfach erklärt man Dissonanz mit einem älteren Ehepaar, welches gemeinsam auf dem Sofa sitzt. Die Frau möchte mit ihrem Mann kommunizieren, nur der Mann hat einen Hörverlust und versteht nicht mehr gut. Er möchte aber keinesfalls ein Hörgerät, weil er ja nach eigener Aussage kein Problem hat. Für ihn stimmt alles und er möchte keine Veränderungen. Es herrschen folglich negative Schwingungen im Raum, ob dem sturen Kopf ihres Mannes.

Bekannterweise haben wir mal in der Schule gelernt, dass sich negative Pole abstossen. Genauso verhält sich Dissonanz. Man spricht aneinander vorbei. Das Gegenteil wäre dann die bekannte Harmonie.

 

Schallwellen - Das Gegenteil von Dissonanz ist Konsonanz

Definition: Stark unterschiedliche Schallwellen bilden Dissonanzen.

Simpel illustriert ist der Unterschied von Dissonanz zur Konsonanz, dass Dissonanz auseinander und Konsonanz zusammen bedeutet. Wie in einer Beziehung, wir sind zusammen oder wir trennen uns.

  • Dis-Sonanz:
    Dis = lateinisch für «Dis» > bedeutet in Deutsch «auseinander» /
    Sonanz = lateinisch für «Sonare» > bedeutet in Deutsch «klingen»
  • Kon-Sonanz:
    Kon = lateinisch für «Con» > bedeutet in Deutsch «zusammen» /
    Sonanz = lateinisch für «Sonare» > bedeutet in Deutsch «klingen»

Mit diesem Gegenteil können wir das dissonante Schwingungsverhältnis begreifbar machen.

  • Dissonanz bedeutet «unterschiedlich klingen».
  • Konsonanz bedeutet «miteinander klingen».

Schallwellen nehmen bestimmte Formen an. Als Schallfrequenz oder Tonhöhe bezeichnet man die Anzahl der Schwingungen einer Luftmasse je Sekunde. Schallwellen können aus engen oder weiten, niedrigen oder hohen Schwingungsbögen bestehen. Schwingungen, die sich ähneln oder miteinander verwandt sind, nehmen eine Verbindung zueinander auf. Sie resonieren oder harmonieren.

Liegt das Klangbild von zwei oder mehreren Schallwellen sehr weit auseinander, finden sie diesen Zugang zueinander nicht. Für das menschliche Ohr klingen solche Dissonanzen schräg, hart, unpassend, störend, aggressiv oder auch schlicht unharmonisch.

 

Musik – unschöne Dissonanzen und wohlklingende Harmonien

In der Musik kommen sowohl Dissonanzen als auch Konsonanzen vor. Gemäss der musikalischen Harmonielehre müssen dissonante Klänge in Konsonanzen weitergeführt werden. Dann entsteht eine Klangstruktur, die für uns harmonisch und angenehm klingt.

Ein anderes Wort für Harmonie ist „Ebenmass“. Um dieses Ebenmass herzustellen, dienen bestimmte musikalische Gestaltungselemente. Sie sorgen für eine Verbindung von Klängen zu harmonischen Ton-Folgen. Ob Zwei- oder Mehrklänge für uns harmonisch oder dissonant klingen, hängt vor allem von der Anzahl übereinstimmender Obertöne ab.

Wird eine Saite, ein Stimmband oder sonst eine Materie in Schwingung versetzt entsteht in der Natur niemals nur ein einzelner Ton, sondern immer eine Tonreihe. Selbst eine einzige Saite schwingt innerhalb ihrer Gesamtlänge nicht einheitlich. Der Schall setzt sich durch das Instrument fort und bringt dieses (also den Holzkorpus – auch Resonanzkörpergenannt) ebenfalls zum Schwingen. So entstehen neben dem Grundton weitere Teiltöne und darunter auch die Obertöne. Die wenigsten übereinstimmenden Obertöne finden wir musikalisch bei der kleinen und grossen Septime, der kleinen und grossen Sekunde sowie dem Tritonus. Die kleine Septime und grosse Sekunde klingen mild dissonant. Die grosse Septime, die kleine Sekunde sowie der Tritonus erklingen hart dissonant. Trotzdem können diese Intervalle von geschickten Musikern harmonisch in wohlklingende Klangreihen integriert werden. Das ist die hohe Kunst des Komponierens und der musikalischen Spannungserzeugung.

 

Sprache - Dissonanzen in der menschlichen Kommunikation

Auch wenn wir sprechen, können wir dissonante Schallwellen erzeugen. Wenn Menschen einen verbalen Konflikt austragen, verbreiten sich unharmonische Schallwellen und Klangreihen im Raum.

Die Aussagen und Meinungen von zwei oder mehr Menschen finden in diesem Fall keinen Zugang zueinander. Menschen nutzen als Gestaltungsmittel ihrer verbalen Auseinandersetzungen Argumente, ausgleichende Worte, Emotionen und Gefühle. Bestenfalls kann dann ein Konsens hergestellt werden. Man findet eine gemeinsame Basis oder entschuldigt sich: Die Dissonanz geht in Harmonie oder Gleichgültigkeit über. Gehen zwei Streithähne dagegen im Unguten auseinander, können sie den Missklang in Form einer noch länger anhaltenden Missstimmung mit sich tragen.

 

Dissonanz in Sozialpsychologie und Physiologie

Die Wortbestandteile Dissonanz finden also nicht nur in der physikalischen Akustik und der Musik statt, sondern auch in der Physiologie (Naturkunde – Lehre der Vernunft) und der Sozialpsychologie (Teilgebiet der Psychologie und Soziologie).

Zum Beispiel als sogenannte «Kognitive Dissonanz» bezeichnet man in der Sozialpsychologie, als einen unangenehm empfundenen Gefühlszustand. Wenn also Menschen also Dissonanz als unangenehm empfinden, versucht man diesen negativem Gefühlszustand zu beenden.

Die Dissonanz wird aber auch im Marketing als Begriff statt. Zum Beispiel versucht man durch Verhinderung von Kognitiver Dissonanz zu vermeiden, dass Kunden weniger Produkte kaufen oder umgekehrt, dass man Kunden möglichst viele Produkte verkaufen kann.

 

Berühmtheiten welche mit der Dissonanz arbeiteten

  • Hermann von Helmholtz: Nach ihm ist unter anderem der Helmholtz-Resonator benannt.
  • Galileo Galilei: Bahnbrechender Entdecker - Philosoph, Physiker, Mathematiker, Ingenieur und Astronom
  • usw.